Moor als Heilmittel, das ist eine lange Erfolgsgeschichte. Schon Paracelsus (um 1493-1541), einer der berühmtesten Ärzte der frühen Neuzeit, setzte darauf. Im 19. Jahrhundert kamen Schlammbäder in Mode: in Bad Pyrmont, Marienbad, Karlsbad – und im Jahr 1845 im oberbayerischen Bad Aibling. Hier, im ältesten Moorheilbad Bayerns, gibt es ein neues Gesundheitsprogramm, das auf Tradition, Erfahrung und medizinischer Fachkompetenz beruht: „Im Moor zum inneren Gleichgewicht“. Ärzte, Therapeuten und Kliniken entwickelten dieses Angebot, gemeinsam mit der Kurdirektion Bad Aibling und der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Ganz ehrlich: Wann konnten Sie sich zuletzt um Ihre Gesundheit kümmern – und Zeit für sich selbst nehmen? Die Anforderungen in unserem Leben steigen ständig; der gefühlte Druck, alles richtig machen zu müssen, nimmt zu. Hier setzt das Angebot „Im Moor zum inneren Gleichgewicht“ an, wie Dr. Alex Höfter, Ärztlicher Direktor der Klinik Wendelstein in Bad Aibling, erklärt: „Bei Patienten mit chronischen körperlichen Beschwerden wollen wir das Schmerz-Level senken. Aber das allein reicht nicht: Die Patienten sollen wieder ihr inneres Gleichgewicht finden. Denn zu uns kommen auch Leute, die erschöpft sind, die Anzeichen für depressive Stimmungslagen haben oder Angst davor, ihre Arbeit zu verlieren. Die vielleicht schon einen Stress-Level erreicht haben, der Richtung Burn-Out geht. Da kann vieles zusammenkommen, bis hin zu stressbedingten Essattacken, Übergewicht, erhöhtem Blutdruck und damit verbundenen Gesundheitsproblemen.“
Wer an den Terminen des jeweils dreiwöchigen „Moor“-Programms in Bad Aibling teilnimmt, wohnt nicht in einer Klinik, sondern ist in einer Pension, einer Ferienwohnung oder einem Hotel untergebracht. Das ärztliche Aufnahmegesprächfindet meist bereits am Anreisetag statt. Die jeweilige Eignung für die Anwendungen und alle wichtigen Gesundheitsstörungen werden hier internistisch abgecheckt; am Ende des Aufenthalts gibt es eine Abschluss-Untersuchung. In dieser Zeit profitiert man von einer Mischung aus Gesundheitsvorsorge, klassischer Schulmedizin, Naturmethoden, Entspannungsurlaub und psychologischer Unterstützung – sei es im Stressmanagementseminar oder beim autogenen Training. Dr. Höfter erläutert: „Die psychologische Hilfe ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Wenn es einem psychisch schlecht geht, ob aus beruflichen oder privaten Gründen, dann geht es einem ja auch körperlich schlecht. Und wenn es jemandem körperlich schlecht geht, stellen wir oft psychische Ursachen fest.“
So wie das Moor bei Bad Aibling in der Natur vorkommt, kommt es zur Anwendung – ohne chemische Zusatzmittel. Nur Wasser wird dazu gegeben, das Gemisch wird auf 41 Grad Celsius erwärmt und kommt dann wohltemperiert zum Patienten: als Moorpackungen vom Nacken bis zum Gesäß und als Moorwannen für Teil- und Vollbäder. Moorkneten für Hände oder Füße als Kaltanwendung werden besonders bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen verordnet. „Das Moor ist mit seinen organischen Bestandteilen – vor allem die wertvollen Huminsäuren – gut für die Haut, besonders bei Schuppenflechte bei allen Formen von Ekzemen“ betont Dr. Höfter. Moor wirkt zudem sehr gut in die Tiefe, fördert dieDurchblutung, hemmt Entzündungen, entspannt die Muskeln und regt den Stoffwechsel an. Die Wirkung dieser Moorbäder, die maximal 20 Minuten dauern, kann bis zu einem dreiviertel Jahr anhalten.
Das Konzept „Im Moor zum inneren Gleichgewicht“ ist so angelegt, dass es zwischen den aktiven Teilen auch immer wieder Ruhephasen gibt und Gelegenheit, die Urlaubsatmosphäre und Gastfreundlichkeit von Bad Aibling zu genießen. Der Ort selbst bietet dem Gesundheits- und Erholungssuchenden sehr viel: Die Berge und die freie Natur mit vielen Wander- und Radwegmöglichkeiten entlang des Flusses Mangfall liegen direkt vor der Haustür. Wer etwas mehr Trubel möchte, spaziert vom Marienplatz aufwärts die Kirchzeile entlang: Hier kann man essen, trinken, sehen und gesehen werden. Passt das Wetter, sitzt man im Freien. Es kommt fast mediterranes Lebens- und Urlaubsgefühl auf. Und die 2007 eröffnete Therme gehört sicher zu den Hauptattraktionen von Bad Aibling, die sich kein Besucher entgehen lassen sollte. Frau Neumeyer von der Kurinformation hat aber noch einen besonderen Tipp: „Einer meiner Lieblingsorte ist der Kurpark – einer der zehn schönsten in ganz Deutschland – mit seinem herrlichen Pflanzen und dem alten Baumbestand. Da fühlt man sich einfach wohl!“
Eingebettet ins Mangfalltal, geprägt durch Flussläufe und durch den Blick auf den Wendelstein, bietet Bad Aibling gesundheitsbewussten Menschen, Naturliebhabern, Sportlern und Wanderern ein landschaftlich ideales Umfeld.