Die Akkus aufladen in den grünen Herzen der Bayerischen Staatsbäder
Kunstvoll arrangiert, liebevoll gepflegt und leuchtend bunt: Die Kurparks sind die grünen Herzen der Bayerischen Staatsbäder. Sie versprechen Erholung, Ruhe und rund ums Jahr das Schönste, was die Pflanzenwelt zu bieten hat. Selbst wenn das Wetter mal nicht mitspielt, finden sich Möglichkeiten tief durchzuatmen, denn auch unter Arkaden, Pavillons oder Wandelgängen wirken die Landschaften auf die Seele.
Im 17. Jahrhundert waren Kurgäste noch mit einer Wiese zufrieden, hier und da ergänzt durch eine Allee – Hauptsache, man konnte sich hier treffen, spielen, spazieren gehen. Kurgärten etablierten sich dann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, einer der ersten war der Kissinger Kurgarten. Im 19. Jahrhundert erlebte die Kurarchitektur einen weiteren Wandel: Viele Gärten wurden zu oder um Parks erweitert. So entstanden zusätzlich erholsame, großzügige Idyllen. Seitdem kann man hier die gesunden Effekte intensivieren, die der Körper womöglich zuvor durch Anwendungen von Heilmitteln oder Naturheilverfahrenerfahren hat.
Bad Kissingen hat drei auf einen Streich
Kurgarten, Rosengarten und Luitpoldpark – Bad Kissingen, das seit Sommer 2021 zum UNESCO-Welterbe zählt, ist reich an Natur, die sich wie ein grünes Band durch das Staatsbad zieht. Das älteste Vermächtnis ist der zwei Hektar große Kurgarten mit seinen Linden und Palmen: Ihn ließ ursprünglich der Barock-Baumeister Balthasar Neumann im Auftrag des damaligen Würzburger Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim um 1738 anlegen. Hundert Jahre später wurde der Garten neugestaltet, passend zu Friedrich von Gärtners stattlichem Arkadenbau, der das Areal seitdem schmückt.
Seit dem frühen 20. Jahrhundert ergänzt Max Littmanns prächtiger Regentenbau und seine großzügige, lichte Wandelhalle das Ensemble am Kurgarten. Davor plätschert wie einst die große Brunnenanlage beruhigend vor sich hin, dazu blüht und gedeiht, was die aktuelle Jahreszeit hergibt. Das i-Tüpfelchen der Beschaulichkeit kann man bei gutem Wetter erleben – wenn das Kurorchesters „Staatsbad Philharmonie“ in der Konzertmuschel auftritt.
Zwischen Rosen und Rindenmulch
Da diese erlesene Anlage einst nur den Kurgästen vorenthalten war, entstand für die Einheimischen ein paar Schritte weiter der Rosengarten. Bunte Blüten von 130 duftenden Sorten betören in der Saison Augen und Nase. Ein weiteres Highlight ist der Multimedia-Brunnen: Tags tanzen seine Wasserfontänen zur Musik, bei Dunkelheit werden die Wassertröpfchen regelmäßig zur Leinwand verschiedener Beamer-Shows.
Über die Fränkische Saale geht es hinein in den Luitpoldpark, den König Maximilian II. vom Hofgärtner Jacob Ickelsheimer 1871 anlegen ließ. Heute locken in der weitläufigen, englischen Landschaftsanlage nicht nur wunderbare Spazierwege, sondern auch interessante Spots. Unter Palmen und Bougainvilleen etwa erfrischt eine Kneipp-Anlage. Im Barfuß-Labyrinth aus Gras, Sand, Rindenmulch, Kies und Holz lassen sich die Sinne schärfen. Und im Klanggarten verstecken sich Lautsprecher mit Musik. Je nachdem, wo man sich setzt oder entlangläuft, treten andere Instrumente in den Vordergrund.
Der Schlosspark Bad Brückenau war Ludwigs Lieblingsplatz
Beinahe wie im Märchen fühlt sich ein Spaziergang durch den spätbarocken Kurpark in Bad Brückenau an. Er wird auch Schlosspark genannt – weil das Gebäudeensemble rundherum so prunkvoll ist, die Sichtachsen so akkurat, die Bepflanzung so edel. 1747 war hier mit dem italienischen Hofarchitekten Andrea Gallasini der erste botanische Künstler am Werk: Er entwarf die streng symmetrische Gartenanlage mit der langen Mittelachse, die das Staatsbad nach wie vor so mondän macht. Unter Ludwig I., der sich schon als junger Mann in den Ort verliebte und sich hier seinen Sommersitz einrichten ließ, ist der Park in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergänzt worden, unter anderem mit einer kastenförmigen Kastanienallee und einem Laubengang aus Linden.
Dazwischen: seltene Bäume, etwa die sogenannte tausendjährige Eiche mit einem Umfang von sieben Metern, eine Gurkenmagnolie und eine „eichenblättrige Hainbuche“. Zudem kann man rund um den Schlosspark auch Minigolfen, Boule spielen oder Nordic Walken. Ebenfalls bezaubernd ist die weitläufige, urwüchsige Natur mit ausgedehnten Wiesen und dichten Wäldern um den Schlosspark herum. Wer etwa durch das natürliche Band entlang der Sinn spaziert, kommt vom Stadtteil Staatsbad nach rund dreieinhalb Kilometern in den namensgebenden Ort Bad Brückenau, der ebenfalls ein anerkanntes Heilbad ist.
Bad Bocklet verzaubert im Biedermeier-Stil
Blühendes Zentrum von Bad Bocklet ist der Kurgarten, der südlich des Fürstenbaus von 1766 in Form einer Bischofsmütze entstand. In den vier üppig bunten Gartenräumen, geordnet nach alten historischen Plänen, verströmen in den Sommermonaten Blumen und Sträucher ihre verführerischen Aromen, ergänzt vom süßen Bouquet der Lindenallee. Dazu: zwei Springbrunnen, die abends beleuchtet sind, Bänke, Liegestühle, Vögel, Schmetterlinge und die eleganten Biedermeier-Bauten rundherum.
Eines der Gebäude ist der Brunnenbau. Er öffnet seine Flügel Richtung Süden hin zur Eschenallee, der Verlängerung der Linden aus dem Kurgarten. Herrschaftlich führt dieser zweireihige Baumweg in die ruhige Landschaft des Kurparks. Auf etwa 14 Hektar kann man sich zwischen Fränkischer Saale, naturbelassenen Wegen und uralten Bäumen ganz den Geräuschen der Natur hingeben – der Würze weiter Wiesen, dem Rauschen des Laubs, dem Zwitschern der Vögel, dem Plätschern des Wassers.
Der Kurpark Bad Steben ist natürlich durchdacht
Wovon Prinzregent Luitpold von Bayern für Bad Steben träumte? Von einem englisch-spätromantischen Garten in sattem Grün, rund um die bereits seit Dekaden bestehende Allee und den kleinen Kurgarten von 1840. Und so wechselt sich seit den 1890er Jahren im 40 Hektar großen Kurpark zauberhafte Blumenrabatten und herrschaftliche Sichtachsenmit viel freier Fläche ab. Ein zartes Blütenmeer erlebt man zwischen April und Juni, wenn zwischen Klenzebau, Musikpavillons und Säulenwandelhalle mehr als hundert Rhododendren blühen. In den 1920er Jahren kam der Rosengarten mit barocken Steinfiguren und idyllischen Bänken dazu – der ideale Ort, um in aller Ruhe ins Hier und Jetzt zu finden.
Wem nach etwas mehr Bewegung ist, wird im nördlichen Teil des Kurparks glücklich: Ein Wanderpfad führt rund 2,5 Kilometern übers Grün, durch Wälder, vorbei an Teichen, Sitzgruppen, einem Gartenrondell, Liegestühlen, knorrigen Buchen und uralten Rotfichten. Die passende Klangkulisse dazu liefert beständiges Vogelgezwitscher – und nach dem Spaziergang womöglich ein Konzert des Kurensembles im Musikpavillon oder Wintergarten des Kurhauscafés. Das ganze Parkensemble steht übrigens seit 2010 unter Denkmalschutz. Das macht die Gartenarchitektur so ursprünglich: Die Alleebepflanzungen und Sichtachsen sind immer noch so erhalten, wie sie die Gartenarchitekten Arthur und Wolfgang Singer entworfen haben.
Im Kurpark Bad Reichenhall lässt es sich königlich Auf- und Durchatmen
Von beinahe überall aus blickt man im Königlichen Kurpark Bad Reichenhall in die majestätische Bergwelt. Dabei mischt sich hier in den warmen Monaten des Jahres der Duft von Blüten und Heilpflanzen mit dem der traditionellen AlpenSole: Sie plätschert im Springbrunnen und in der Kneipp-Anlage, weht aber vor allem aus dem Gradierhausherüber. Das größte Freiluftinhalatorium der Welt flankiert seit 1910 den prächtigen Park, zusammen mit historischen Gebäuden wie dem Königlichen Kurhaus und der Wandelhalle. Der perfekte Soundtrack zur Entspannung kommt mehrmals täglich aus der Konzertrotunde – von den ProfimusikerInnen der Bad Reichenhaller Philharmoniker.
Dass die Heiloase heute unter Denkmalschutz steht, geht auch auf die kunstvolle botanische Gestaltung des bayerischen Hofgärtners Carl von Effner zurück. Seine Pläne aus den 1860er Jahren sorgten dafür, dass seitdem mehr als 40 Baumarten die Anlage schmücken, darunter eine rund 400 Jahre alte Eibe sowie ein Tulpenbaum, mit rund 30 Metern bayernweit einer der größten. Was zum Blühen gebracht wird, klügelt heute die Kurgärtnerei regelmäßig neu aus – und das so gut, dass der Königliche Kurgarten als eine der schönsten seiner Art in Mitteleuropa gilt.
Durch welchen Kurpark der Bayerischen Staatsbäder man auch spaziert: Die Energie des kunstvoll angelegten Grüns durchdringt den ganzen Körper, schärft die Sinne und lädt die Akkus auf. Und das wie von selbst – man muss einfach nur vor Ort sein. Erholung kann so einfach sein.