Monika Aigner ist studierte Ökotrophologin und Inhaberin des Hotels Kronenhof in Oberstaufen, dem Zentrum für Schrothkuren in Deutschland und einzigem Schroth-Heilbad der Welt. Seit ihrer Kindheit ist sie von der vor 180 Jahren von Johann Schroth entwickelten Kur fasziniert und sieht die positiven Effekte täglich an ihren Gästen. Wir sprachen mit ihr über die Wirkung auf das Immunsystem und bei Wechseljahrsbeschwerden.
Zu Zeiten von Johann Schroth gab es viele heutige Krankheitsbilder noch gar nicht. Wie kann die Kur da immer noch wirken?
Schroth entwickelte seine Kurmethode um 1820 im Selbstversuch und heilte damit sein durch einen Pferdetritt schwer verletztes Knie. Stimmt insgesamt schon: Damals dominierten Krankheitsbilder mit starken Schmerzen an Gelenken. Wohlstandskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes gab es hingegen noch nicht. Doch es ist wissenschaftlich vielfach bewiesen, dass die Schrothkur auch dabei immens viel Positives bewirken kann. Die Krankheiten verändern sich, doch die Wirkung der Schrothkur bleibt gleich.
Beispiel Wechseljahre: Wie wirkt sich eine Schrothkur auf die typischen Beschwerden aus?
Durch die hormonelle Umstellung kommt es bei vielen Frauen zu Wassereinlagerungen am ganzen Körper. Da das auch nach außen sichtbar ist, leiden viele Frauen unter der Gewichtszunahme. Die vielen kleinen Wasserpolster werden bei einer Kur ausgeschieden. Das hat mit den Packungen, der salzlosen Diät und dem Wechsel zwischen Trink- und Trockentagen zu tun. Man merkt das sofort an den Ringen, die wieder locker über die Finger rutschen und an den Schuhen, die plötzlich zu groß sind. Auch der Blutdruck, der bei vielen Frauen in der zweiten Lebenshälfte ansteigt, lässt sich nachhaltig senken.
Was ist mit Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen?
Als Ganzheitstherapie spricht die Schrothkur jede Zelle des Körpers an und wirkt vielfältig – wie ein Rundum-Paket. Durch die Entgiftung nehmen Hitzewallungen ab und auch die Stimmung hellt sich auf. Eine gewisse Lockerheit und Fröhlichkeit machen sich breit – was jeder bei uns im Hotel sofort bemerkt. Das hat nicht nur mit den erlaubten, kleinen Mengen Wein zu tun, sondern auch mit dem Fasten. Denn Fasten löst hormonelle Veränderungen im Körper aus. Beispielsweise wird die Produktion des Glückshormons Serotonin und des Schlafhormons Melatonin angekurbelt. Viele Gäste berichten erfreut, dass sie hier endlich wieder durchschlafen können.
Die Wechseljahre dauern, wie lange wirkt eine Schrothkur?
Der Effekt hält zwischen sechs und neun Monaten an. Im Hinblick auf eine zwei- bis dreiwöchige Kur ist das ein ziemlich gutes Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Hinzukommt, dass eine Schrothkur für die meisten Gäste eine Art neuen Startpunkt darstellt und sie danach ihren Alltag deutlich gesünder und bewusster gestalten. Wer einmal eine Schrothkur gemacht hat, kommt meist jedes Jahr wieder. Das beobachte ich bei uns im Hotel seit Jahrzehnten – mit großer Freude.
Die Schrothkur basiert auf vier Säulen:
Gerade in Corona-Zeiten wollen viele ihr Immunsystem stärken, funktioniert das auch?
Das ganzheitliche Naturverfahren dient vor allem der Reinigung und Entschlackung des Körpers. Bei dieser Art „Großputz“ werden die Abwehr- und Selbstheilungskräfte aktiviert. Und das gesamte Immunsystem wird gestärkt, was man schnell daran merkt, dass man deutlich weniger Erkältungen bekommt. Seit der Wiedereröffnung unseres Hotels nach dem Corona-Lockdown wollen auch viele Gäste explizit ihr Immunsystems pushen, damit sie möglichst stabil durch die Pandemie-Zeit kommen.
Wann ist der beste Zeitpunkt damit anzufangen?
Eine Schrothkur macht zu jeder Zeit Sinn. Auch vorbeugend. Man muss ja nicht immer warten, bis körperliche Beschwerden auftreten.
Wie lange dauert eine Kur?
Mindestens eine Woche. Der ideale Zeitraum beträgt drei Wochen. Generell gilt: Je tiefgreifender man etwas behandeln will, desto länger sollte die Schrothkur dauern. Da aber nicht jeder so viel Zeit hat, schneidern wir individuelle Lösungen zusammen.
Machen Sie selbst auch regelmäßig Schrothkuren?
Na klar, mindestens ein- bis zweimal im Jahr. Immer dann, wenn ich das Gefühl habe zu viel Kaffee zu trinken und dass ich wieder geerdet werden müsste. Fast alle unserer Mitarbeiter haben schon selbst geschrothet und wissen, wie sich das anfühlt und wie immens positiv die Effekte sind.