Urlaub mit Moor- und Mehrwert
Kräuter, Bäume, Blätter, Samen und Wasser. Mehr ist nicht drin im bayerischen Moor, diesem wahren Bio-Multitalent mit seinen erstaunlich vielfältigen Effekten. Denn ein Bad darin macht den Körper nicht nur wohlig leicht und entspannt – das Moor funktioniert auch als natürliches Detoxing, beugt Burn-Out vor, lindert Schmerzen und kann sogar beim Kinderwunsch helfen. Wir verraten, wie und wo das Jahrtausende alte schwarze Gold seine volle Tiefenwirkung entfaltet.
Ein bisschen Überwindung kostet es beim ersten Mal vielleicht schon… Aber: Keine Scheu! Einfach reingleiten in den nach feuchtem Holz und Moor duftenden Zuber – denn ganz sicher wird das Moor-Vollbad herrlich warm sein, wunderbar weich und so perfekt sämig, dass man sich ganz gemütlich zurechtruckeln kann. Fühlt sich an wie Schweben! Und wird so gut wie jedem einen genüsslichen Seufzer entlocken. Doch das Moor ist wesentlich mehr als nur wohltuend: In der dunklen Masse verbergen sich unzählige, wundersame Substanzen, die auch Ebenen erreichen, die tief im Verborgenen liegen. Die für den Schmerz verantwortlich sind. Und für die körperlichen, aber auch seelischen Verspannungen.
Bis man in die schwarzen Daunen steigen kann, braucht es ganz viel Handarbeit: Ein Moormann bereitet das heilsame Bad sowie Moorpackungen, die nur punktuell auf eine Stelle des Körpers aufgetragen werden, immer für jeden Gast aus schwerem, frisch gestochenem und gemahlenem Torf sowie eventuell etwas Wasser zu. Das ist körperlich so anspruchsvoll, dass die Arbeit bisher überwiegend Männer übernehmen.
Nach den Anwendungen wird das verwendete Material dann zum jeweiligen Entstehungsort zurückgebracht. So bleibt der Naturkreislauf möglichst geschlossen. Etwa zehn Jahre später hat sich das Sediment regeneriert, besitzt wieder die volle Heilkraft – und landet womöglich wieder im Holzzuber.
Ganz so gewissenhaft ging man vor rund 4000 Jahren nicht vor: Im alten Ägypten wälzte man sich bei Wunden und rheumatischen Beschwerden einfach im Schlamm des Nils. Im 16. Jahrhundert hob Paracelsus die Wirksamkeit des Moors dann auf ein neues Level – weil es so zuverlässig verschiedene Krankheiten und Beschwerden linderte. Richtig in Fahrt kam das Thema von 1802 an: Als damals mit dem niedersächsischen Bad Pyrmont das erste Moorbad eröffnete, brach in den Jahrzehnten darauf ein regelrechter Hype über die Kurorte herein, die mit der schwarzen Daune vorbeugten, linderten und heilten. Seitdem spielt das Moor neben Sole, Heilklima und Heilwasser eine tragende Rolle in der Naturheilkunde.
Denn die ganzheitliche Heilkraft ist beeindruckend: Das schwarze Gold schützt etwa vor Burn-out, hilft bei Erschöpfungszuständen und reduziert Stress. Die positiven Folgen spüren Gäste oft noch monatelang später, zeigen wissenschaftliche Studien: Sie nehmen die Leichtigkeit, die sie mit und rund um das Moor erfahren haben, nachhaltig mit in ihr Leben. Zudem kann die Bio-Power aus dem Boden Probleme an Knochen und Gelenken lindern, etwa bei Rheuma, Arthrose, Arthritis, Osteoporose, Gicht und Rückenschmerzen. Auch Hautkrankheiten wie Schuppenflechte kann man mit dem Moor zu Leibe rücken. Und selbst bei unerfüllten Kinderwunsch und Wechseljahrs-Beschwerden zeigen sich erstaunliche Erfolge.
Warum das Moor so stark ist, weiß die Wissenschaft heute ziemlich genau. Der natürliche Detoxing-Effekt etwa liegt vor allem in der intensiven Wärme eines Moor-Vollbads: Es heizt dem Körper ziemlich ein, das bringt Immunsystem und Stoffwechsel ordentlich auf Touren. Dieses sogenannte Heilfieber von ein bis zwei Grad erhöhter Körpertemperatur aktiviert außerdem die Selbstheilungskräfte, reguliert den Blutdruck, entgiftet und durchblutet nicht nur die Haut, sondern den ganzen Körper bis in die tief liegenden Organe hinein. Und noch eine Wirkweise hat das Moor: Es enthält biologisch aktive Pflanzenstoffe, darunter Hormone, Mineralstoffe und Huminsäuren. So findet der Körper hormonell wieder in Balance, wird Entzündungen los und bekommt dazu auch noch seidenglatte Haut.
Lust, die eigene Gesundheit auf diese Weise selbst in die Hand zu nehmen? Dann ab nach Bayern! Hier gibt es 15 Heilbäder, in denen die natürlichen Kräfte des Moor ihre volle Wirkung entfalten. Eines unter ihnen ist beispielsweise von einem der größten Hochmoore Deutschlands umgeben, ein anderes Moor in den vergangenen 10.000 Jahren unter anderem aus Bergkiefern entstanden und heute wissenschaftlich bestens untersucht. Welcher Ort es wird, liegt im eigenen Ermessen: Vielleicht sehnen sich Körper und Geist nicht nur nach Wärme und Balance, sondern auch nach Bergpanorama am Horizont? Nach ursprünglichen Ortschaften mitten im Naturschutzgebiet? Oder nach noch mehr Naturheilkraft in Form von heilsamen Quellen und mildem Mittelgebirgsklima?
Schon ein einzelnes Moorbad fühlt sich an diesen herrlichen Orten super an – es kann oft wie in einem Day-Spa gebucht werden. Für die volle Präventions- und Gesundheits-Power empfehlen Expertinnen und Experten aber einen großzügigeren Aufenthalt von mindestens zwei, besser drei Wochen. Wer es erlebt hat, weiß: Das ist Urlaub mit nachhaltigem Mehrwert. Die Seele bekommt wieder Lust, sich zu begeistern, neue Perspektiven wahrzunehmen, das Leben zu genießen. Der anspruchsvolle Alltag? Ein Klacks!
Erlebt und erzählt von Menschen, denen es ähnlich ging.