Bad Tölz ist schon seit vielen Jahrhunderten als Ort der Heilkraft bekannt. Wer heute in der 50 Kilometer südlich von München gelegenen 19.000 Einwohner-Stadt ankommt, denkt sofort, es müsse die Lage sein: Idyllisch schmiegt sich Bad Tölz um eine natürliche Engstelle des Flusses Isar: auf der einen Seite die bayerischen Voralpen mit den Hausbergen Blomberg und Brauneck. Auf der anderen Seite eine der moorreichsten Gegenden Bayerns.
Seine Heilkräfte verdankte Tölz aber zunächst den Jodquellen, die Mitte des 19. Jahrhunderts untersucht und bekannt wurden. Kurgäste aus aller Welt kamen, um das Jodwasser zu trinken und in ihm zu baden. 1899 verlieh Prinzregent Luitpold dem Ort das Prädikat Heilbad. Noch heute zeugt das Kurhaus von Architekt Gabriel von Seidl, der für seine Großbauten wie das Bayerische Nationalmuseum und das Deutsche Museum in München bekannt ist, von den prächtigen Kurzeiten. Mittlerweile finden hier hochkarätige kulturelle Veranstaltungen statt. Ein Blick in den Veranstaltungskalender lohnt sich, auch in Corona-Zeiten.
70 Jahre später erhielt Bad Tölz den nächsten Titel, „Heilklimatischer Kurort“ – wegen seiner besonders reinen Luft, die pollen-, feinstaub- und allergenarm ist. Die so genannte Champagner-Luft. Ihr gesundheitlicher Nutzen lässt sich am besten in Verbindung mit Bewegung beim Wandern, Joggen, Nordic Walking oder Radeln erspüren, wofür 2010 der „Heilklimapark Tölzer Land“ geschaffen wurde.
Hier ein paar Tipps für Ihren Kurzurlaub in Bad Tölz:
Freitagabend: Handgemachtes im Hoppebräu
Zünftig soll er beginnen, der Gesundheitsurlaub, und zwar in der „Zapferei“: Im April 2019 eröffnete der junge einheimische Braumeister Markus Hoppe seine eigene Brauereigastronomie „Hoppebräus Zapferei“ in Waakirchen, kurz vor den Toren von Tölz. Der Neubau aus Holz und Glas ist so konzipiert, dass Gäste von der Zapferei aus direkt in die Brauerei sehen können. Hier wird noch alles von Hand gemacht – von den traditionellen und kreativen Bieren bis zum eigenen Bierbrot und feinen Aufstrichen. Die Biere aus dem kleinen Familienbetrieb tragen typisch bayerische Bezeichnungen wie „Wuida Hund“, „Wuide Hehna“ oder „Wuidsau“ und sind auf der täglich wechselnden Tageskarte stets mit ihrem Alkoholgehalt angegeben.
Samstagvormittag: Spazieren auf den Spuren von Thomas Mann
Der Ortskern mit seinen kleinen Gassen, dem Flößerviertel und der Marktstraße ist eine Schau, wie man in Bayern sagt: Zu Füßen der alpenländischen Giebelhäuser mit Lüftlmalereien plätschert die Isar. Über der Stadtsilhouette spitzen die Gipfel der Voralpen in den Himmel. Und das Wahrzeichen von Tölz, der 90 Meter höher gelegene Kalvarienberg mit seinen beiden Kirchtürmen. Auf ihn gelangen Sie beim Spaziergang durch die Altstadt, indem Sie an der Stadtbibliothek auf den Thomas-Mann-Weg abbiegen. Der drei Kilometer lange Kunst- und Literaturweg führt an acht Stationen vorbei, die das Leben und Wirken des bekannten Schriftstellers beleuchten. Thomas Mann liebte Bad Tölz und ließ sich von einem Neffen des Architekten Gabriel von Seidl eine Jugendstil-Villa erbauen, in der er Werke wie „Der Tod in Venedig“ und „Der Zauberberg“ schrieb.
Samstagmittag: Faszinierendes im Stadtmuseum
Die Villa von Thomas Mann dient heute als Gästehaus des Ordens der Armen Schulschwestern und ist nicht öffentlich zugänglich. Doch in der samstags bis 12 Uhr geöffneten Stadtbibliothek in der Hindenburgstraße ist das Arbeitszimmer des Literaturnobelpreisträgers originalgetreu nachgebaut. Nach dieser Stippvisite gehen Sie weiter Richtung Isar, wo Sie auf das Tölzer Stadtmuseum in der Marktstraße treffen. Nach einer kleinen Stärkung in einem der nahen Cafés erwartet Sie im Museum ein Querschnitt durch alle Facetten der Tölzer Kultur – vom Kistlerhandwerk über sakrale Kunst, Trachten, Musik und Malerei.
Samstagnachmittag: Energiefluss auf dem Blomberg
Nach so viel Kultur ist es Zeit für Natur und Bewegung im Heilklima. Etwas ganz Besonderes ist der „Gipfeltrimm“ auf dem Blomberg. Mit dem Sessellift geht es auf den 1248 Meter hohen Hausberg hinauf. Nur ein paar Schritte von der Bergstation entfernt beginnt der „Gipfeltrimm“-Zirkel, der auf Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) basiert. Zwölf Trainingsgeräte aus Holz und Stein aktivieren den Energiefluss durch einfache Bewegungen und tiefe Atmung. Ziel dabei ist es, Körper und Geist durch Entspannung und Entschleunigung zu harmonisieren.
Samstagabend: Flottes Tempo beim Nachtrodeln
Die einfachste Art, wieder ins Tal zu kommen, ist, die kurze Strecke bis zur Mittelstation auf dem Entdeckerpfad hinab zu wandern und dann den „Blomberg Blitz“ zu nehmen. Die Sommerrodelbahn ist ganzjährig tagsüber von 12 bis 17 Uhr und zusätzlich samstags von 19 bis 22 Uhr geöffnet, auch im Winter. Auf Schienen führt die Alpen-Achterbahn über sechs Steilkurven, vier Wellen, einen Kreisel und zwei Jumps den Hang hinab. Ein rasanter Fahrspaß, bei dem Sie ihre Geschwindigkeit selbst per Bremse steuern können. Unten an der Blomberg Tenne brennt ein Lagerfeuer, an dem kleine Köstlichkeiten gereicht werden. Doch bevor es zurück ins Hotel geht, empfiehlt sich ein Blick auf den so genannten Biomonitor an der Talstation. Mit diesem Computer lassen sich individuelle Klima-Wanderungen im Heilklimapark planen. Diese Wanderungen werden auf Basis örtlicher Klimadaten wie Wetterlage, Ozon-Werte und Wind unter Berücksichtigung der persönlichen Leistungsfähigkeit zusammengestellt – es sind also besonders gesundheitsbewusste und individuell zugeschnittene Wanderstrecken.
Sonntagvormittag: Heilklimawandern auf dem Brauneck
Vielleicht hat der Biomonitor aus den mehr als 37 Wandertouren ja die Route auf die Stie-Alm ausgewählt. Sie beginnt ganz entspannt am Brauneck, dem markanten Berg zehn Kilometer südlich von Tölz. Mit der Bergbahn geht es auf eine Höhe von 1520 Metern hinauf. Von hier führt ein einfacher Wanderweg in 30 Minuten zur urigen Berghütte Stie-Alm. Der bewirtschaftete Bergbauernhof liegt in einem Talkessel zwischen Felswänden und bietet freien Blick nach Süden auf den Alpenhauptkamm. Zur Brotzeit gibt es Bergkäse aus der eigenen Almkäserei, bei deren Herstellung Sie zusehen können. Wer länger wandern will, beginnt entweder die Tour schon im Tal oder wählt eine der zwölf ausgeschriebenen Touren, die ebenfalls an der Bergstation starten. Die Gehzeiten sind unterschiedlich lang – von einer bis zu sechs Stunden –, aber alle Touren führen an bewirtschafteten Hütten vorbei. Die Bahn fährt ganzjährig, bis auf die Revisionszeit im November.
Sonntagnachmittag: Marionettentheater für Erwachsene
Nach der sportlichen Betätigung kommt ein Sitzplatz im Tölzer Marionettentheater gerade recht. Samstags und sonntags um 15 Uhr verzaubern bis zu zehn ehrenamtliche Puppenspieler mit ihrer Kunst und spannenden Inszenierungen. Die insgesamt 1000 Figuren, die teils über mehrere Generationen vererbt oder in der eigenen Puppentheater-Werkstatt hergestellt wurden, spielen auf der Bühne bekannte Stücke – vom Brandner Kaspar bis zu den Bremer Stadtmusikanten.
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