Diese chronische Schmerzerkrankung macht vor keiner Körperregion halt, ist streng genommen nicht mal eine Krankheit und gilt als unheilbar. Wir sprachen mit Dr. med Christian Alex über dieses "Syndrom", das Betroffene sehr belastet:
Wir Mediziner wissen nicht, was die Ursache von Fibromyalgie ist. Deshalb wird die Krankheit übrigens auch Fibromyalgiesyndrom (kurz: FMS) genannt: Alles, was nicht sicher zugeordnet werden kann, bezeichnet die Medizin als sogenanntes Syndrom.
Entscheidend ist: Fibromyalgie ist bei jedem Menschen anders ausgeprägt, dauert unterschiedlich lange und muss individuell behandelt werden. Betroffene klagen über
Dauern die Schmerzen in mehreren Körperbereichen mehr als drei Monate, kann das auf eine Fibromyalgie hindeuten.
Bei Fibromyalgie kommen mehrere Beschwerden zusammen. Häufig ähneln die Symptome anderen Indikationen. Deshalb werden oft erstmal diese behandelt und die Diagnose Fibromyalgie spät gestellt. Das zeigt: Das Krankheitsbild ist sehr komplex und muss gegenüber anderen Krankheiten abgeklärt werden. Das erschwert die Behandlung zusätzlich.
Etwa zwei Prozent der westlichen Bevölkerung sind von Fibromyalgie betroffen, meist im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Kinder und Jugendliche erkranken daran fast gar nicht – und interessanterweise auch nicht Menschen in höherem Alter ab 60 Jahren. Allerdings stimmt es, dass Frauen häufiger an Fibromyalgie leiden als Männer.
Hier können wir Mediziner nur vermuten, an welchen Ursachen das liegt, zum Beispiel an Veranlagung, Stress oder belastenden Lebensereignissen. Und wenn man sich das Alter – 40 bis 60 Jahre – anschaut, ergibt das auch Sinn: Gerade in diesen Jahren sind Menschen familiär und beruflich stark eingespannt. Allerdings sind das nur Spekulationen.
Früher hat die Medizin gedacht, das Fibromyalgiesyndrom gehört zum Rheuma, weil einige der Symptome wie Muskel- und Gelenkschmerzen ähnlich sind. Das ist aber falsch, denn es hat sich gezeigt: Rheuma-Mittel helfen bei Fibromyalgie nicht.
Vorsicht ist übrigens auch bei anderen Medikamenten geboten, wie Cortison und Schmerzmitteln. Sie helfen zwar kurzfristig, dennoch heilen sie nicht, sondern überdecken nur. Gleichzeitig haben solche Medikamente viele Nebenwirkungen. Deshalb sollten sie nicht dauerhaft eingenommen werden – und Fibromyalgie ist eine chronische Krankheit, die sich über mehrere Jahre zieht. Natürlich dürfen bei Bedarf Medikamente genommen werden – aber bitte nur in Absprache mit dem Arzt oder Schmerztherapeuten.
Ärzte unterschieden zwischen monokausalen und multimodalen Behandlungen.
Es gibt keine Standard-Therapie bei Fibromyalgie, weil die Beschwerden wechselnd und bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Ärzte empfehlen aber zum Beispiel Funktionstraining wie Wassergymnastik, bei der Muskeln und Bänder sanft bewegt werden, ohne sie überzubelasten. Sie wird mit gezielter Schmerztherapie kombiniert, in der Betroffene Schmerzbewältigungsstrategien und Entspannungsübungen lernen. Anderen Patienten hilft eine Psychotherapie, weil sie an Depressionen oder Panikattacken leiden.
Ganz wichtig ist es auch, dass Sie sich bewegen – etwa beim Ausdauertraining oder bei Gymnastikübungen, um Ihre Muskeln zu entspannen. Auch Entspannungsübungen oder autogenes Training sind bei Fibromyalgie entscheidend. Denn: Schmerz führt zu Verspannung, Verspannung zu Bewegungseinschränkung, wenig Bewegung zu Fehlbelastungen und diese wiederum zu Schmerzen. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden.
Für mich gibt es zwischen beiden keinen Widerspruch. Naturheilverfahren – auch Komplementärmedizin genannt – ergänzen andere Verfahren. Gleichzeitig unterstützen sie dabei, nebenwirkungsarm zu behandeln. Entscheidend bei Fibromyalgie ist es, verschiedene Methoden so zu kombinieren, dass sie dem Einzelnen helfen. Dabei ist das Ziel immer, möglichst viel Schmerzfreiheit zu erreichen.
Meine Erfahrung ist, dass Prävention immer hilft. Wenn es um Ihre Bänder, Gelenke und Muskeln geht, ist es wichtig, dass Sie sich ausreichend bewegen. Natürlich sind Sie eingeschränkt, wenn Sie Schmerzen haben. Deshalb verzichten Sie auf körperliche Höchstleistungen und machen Sie stattdessen all das, was Ihnen Spaß bereitet. Hauptsache, Sie bewegen sich. So halten Sie Ihre Muskeln geschmeidig, stärken Herz und Kreislauf und bauen Stress ab.
Wichtig ist auch, dass Sie sich selbst beobachten. Schreiben Sie zum Beispiel ein Schmerztagebuch, in dem Sie genau festhalten, wie es Ihnen geht. Gleichzeitig sind Ruhe- und Schlafzeiten wichtig, um Ihren Körper zu entspannen. Dabei helfen Ihnen auch Qigong-, Tai-Chi- oder Yoga-Übungen. Sie entlasten Ihren Geist und lindern Schmerzen.
Wer frühzeitig lernt, mit Stress umzugehen, hält Körper und Seele im Gleichgewicht – ähnlich wie bei der Burnout-Prävention. Allgemeine Vorsorge verbessert unsere Lebensqualität. In allen Bereichen.
Vielen Patienten hilft eine Kombination aus sanfter Bewegung sowie geistige und körperliche Entspannung. Gleichzeitig gibt es einige Dinge, die Sie vermeiden sollten, wenn sie Schmerzen spüren. Dazu gehören Kälte, Nässe oder Hitze genauso wie einseitige körperliche Belastungen, etwa zu lange sitzen oder liegen. Eben alles, was extrem in eine Richtung geht. Das bedeutet allerdings nicht, ab sofort nichts mehr zu tun. Auch das ist das Gegenteil von dem, was Sie brauchen. Ganzheitlich ist ein wichtiges Stichwort – also ein vernünftiges Maß an Bewegung und geistiger sowie körperlicher Entspannung. Dabei helfen auch Thermal- und Mineralbäder sowie sanfte Bewegungstherapien, wie sie in den bayerischen Heilbädern und Kurorten angeboten werden.
Professionelle Hilfe erhalten Sie zum Beispiel bei einer Fibromyalgie-Kur in Bad Füssing. Lesen Sie jetzt alle wichtigen Informationen rund um das Programm und erfahren Sie, wie Sie daran teilnehmen können.
Bitte beachten Sie: Die Tipps in diesem Artikel sind kein Ersatz für einen Arztbesuch. Falls Sie